Da in letzter Zeit öfter Nachfragen kommen, ob und wenn ja wie ich denn nun das iPad in der Schule einsetze – zuletzt heute Nachmittag in einem Kommentar hier im Blog – wird es vielleicht mal Zeit, zwei Jahre der iPad-Nutzung Revue passieren zu lassen. Zunächst einmal: Das Gerät fasziniert mich, weshalb ich das iPad 1 und das iPad 2 gekauft und auch das iPad 3, welches ja nicht iPad 3 sondern „das neue iPad“ heißt, vorbestellt habe (Ja, ich weiß. Ist halt mein Hobby. Andere zahlen 700,- Euro für Autofelgen aus Alu. Oder dicke Auspuffrohre. Ich kaufe iDevices. Und Fische).

Aber der Platz des iPads ist für mich nicht im Klassenraum, sondern auf dem Sofa oder auf meinem Schoß bei Konferenzen. Ich habe mehrere Versuche gestartet, das iPad in meinen Arbeitsalltag zu integrieren (und damit meine Schultasche NOCH dünner werden zu lassen, als sie es eh schon ist), jedoch ist es mir nicht gelungen, effektiv mit der Tabletflunder im Musik- oder Englischunterricht zu arbeiten.

Was ich mit dem iPad mache

Zeitung lesen (Zeit und Spiegel), Nachrichten im Internet lesen (Tweetbot, Reeder, Instapaper), Fernsehen (Zattoo), meine Konten überprüfen (iOutbank), meine Fritz!Box administrieren (Dial!Fritz), Dinge notieren (Evernote), ToDos verwalten (Wunderlist), Dateien anschauen (ReaddleDocs), Mails lesen, Surfen, Kalendereinträge vornehmen, spielen (alles mögliche, vor allem Adventures, Tower Defense und Jump’n’Run), Musik machen (jede Menge feine Synthesizer).

Was für mich mit dem iPad nicht funktioniert

Irgendetwas in der Schule damit machen. Es ist mir zu kompliziert, mit einer App auf die DropBox zuzugreifen, mit einer anderen im PDF rummalen zu können und eine dritte zu brauchen, um das bearbeitete PDF dann speichern zu können (z.B. wenn ich mit den Schülern Kunstlieder analysiere). Das geht mit dem Rechner schneller. Was für mich auch auf Dauer nicht funktioniert hat ist Teachertool und das, obwohl ich seit der ersten Stunde Betatester war. Für mich ist eine Kombination aus Exceltabelle (für Klausurnoten(berechnung)) und Papierliste (für Notizen während des Unterrichts) praktikabler.

Gerade in Musik bin ich häufig darauf angewiesen, ein Hörbeispiel einspielen zu können, gleichzeitig das PDF zu öffnen, zwischen verschiedenen Stücken zu wechseln, etc. Das geht alles mit dem iPad. Aber es geht mit dem MacBook schneller.

Wofür ich das iPad unschlagbar finde

Alles, was auf der Couch stattfindet. Das iPad ist ein ganz feines auf-dem-Sofa-liegen-hab-Gerät. Schnell ist etwas gegooglet, sind die Newsweeks gelesen oder ist im Nanomeerforum nachgeschaut, was es Neues zum Projekt Salzwasseraquarium gibt. Auch die Synthesizer sind toll, es macht Spaß, mit dem iPad zu musizieren, finde ich. Viele kleinere Spiele (ich glaube, man nennt sie Casualgames, aber ich stecke nicht tief genug in der Spielerszene, um das genau sagen zu können) machen auf dem Gerät einfach Spaß. 15 Minuten Zeitvertreib? Mit dem iPad nie ein Problem.

Ebenfalls finde ich es großartig, dass das iPad mit meiner SIM-Karte immer und überall online ist. Dass Apple es bis jetzt nicht geschafft hat, die MacBooks mit einem SIM-Karten-Slot zu versehen stimmt mich nachhaltig traurig. Aber dafür habe ich ja nun das iPad. Es ist ein feiner Begleiter zu Lehrerkonferenzen, Seminarkonferenzen, bei Besprechungen und auf Kongressen hat es sich sehr bewährt.

Fazit

Für mich persönlich ist das iPad ein Sofagerät geblieben. Aber es gibt andere Kollegen, deren Erfahrungen in gänzlich andere Richtungen gehen – Felix schreibt immer wieder über positive Erfahrungen und seine Tipps für das iPad im Unterricht, André hat eine ganze Klasse mit iPads ausgestattet, und Jan-Martin hat dem Thema „Apps für den Unterricht“ eine ganze Serie in seinem Blog gewidmet. Vielleicht liegt es also schlicht an mir, dass ich auch nach zwei Jahren noch immer der Meinung bin: iPad – gern auf dem Sofa, aber nicht in der Schule.

iPad: Sofa: Ja, Schule: Nein
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3 Kommentare zu „iPad: Sofa: Ja, Schule: Nein

  • 16. März 2012 um 09:56 Uhr
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    aus täglicher Erfahrung mit 6 iPads im Unterricht kann ich deiner Aussage (zum Glück) nicht ganz zustimmen. Für mich ist das iPad im Unterricht ein optimales Gerät, vieles einfacher mit den Schülern umzusetzen als es über Laptop oder analog möglich wäre. Hier nur zwei Beispiele der letzten beiden Tage (Berufsschule Landwirte).
    – Sozialkunde: Wahl zum Bundespräsidenten. Die Schüler laden über das kostenlose App „Gesetze“ das Grundgesetz auf ihr iPad, geben als Stichwort Bundespräsident ein und haben genau die Artikel des GG in denen seine Aufgaben und Verknüpfungen in der Gesetzgebung etc. dargestellt werden.
    – Fachtheorie: Pflanzenbau – Getreide: Die Schüler fotografieren mit ihren iPads die von mir mitgebrachten Keimlinge und Minipflanzen, beschriften die Fachbegriffe wie Keimwurzel, Bestockungsknoten …. und zeigen ihr Ergebnis über Apple-TV der ganzen Klasse.
    Super, es kann mit dem neuen iPad „3“ nur noch besser werden ;-)

  • 16. März 2012 um 10:26 Uhr
    Permalink

    Ich habe ja – ganz bewusst – geschrieben, dass das iPad „für mich persönlich“ ein Sofagerät geblieben ist. Dass es Einsatzgebiete im Unterricht gibt, zeigen Deine Beispiele (die allerdings auch andere Voraussetzungen haben, denn ihr habt offensichtlich sechs iPads, ich hätte nur mein eigenes) genau so wie die Beispiele von Felix und/oder André.

    Ich denke, ob man das iPad gut im Unterricht nutzen kann ist – und ich hoffe, dass das in meinem Artikel so auch deutlich wurde – stark von unterschiedlichen Faktoren abhängig:

    a) Welches Fach unterrichte ich?
    b) Habe ich mehrere iPads zur Verfügung?
    c) Welche weitere Ausstattung (z.B. AppleTV für AirSharing) habe ich?

    In meinem Fall (Musik/Englisch, ein iPad, kein AppleTV in der Schule) ist der Einsatz nur bedingt möglich. André hingegen (Musik, viele iPads, AppleTV) kann aus dem Vollen schöpfen und mit seinen Schülern mittels Garageband feine Dinge tun. Würde ich auch gerne. Gerade die neue „spiel-über-das-Netzwerk-gemeinsam-ein-Musikstück-ein-Funktion“ von Garageband würde ich unheimlich gerne im Unterricht einsetzen können. Da fehlt’s aber halt an der Ausstattung.

    Von daher: Es ist nicht mein Anliegen, irgendwem vorzuschreiben, dass er/sie das iPad nicht im Unterricht einsetzen darf. Ich wollte lediglich dokumentieren, dass ich für mich keinen wirklich sinnbringenden Einsatz gefunden habe.

    (PS: http://cl.b1t.me/F4XJ – geht auch ohne iPad ;-))

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